Medellin – Caucasia – Bandenkrieg auf der PanAmerica – Cartagena
Nach dem BMW-Service an der Kupplung fuhr ich optimistisch Richtung Norden nach Cartagena weiter. 700 km Fahrt auf recht kurvenreicher Strecke. Nach ca. 150km plötzlich eine endlose Fahrzeugschlange, hauptsächlich LKWs. Plötzlich waren auch überall Polizeiposten und Militär unterwegs. Anfangs dachte ich es handelt sich um ein LKW-Streik oder es ist wieder einmal vorne ein LKW umgekippt und hat die Strasse blockiert. Ich zog einfach rechts an der Kolonne und an dem Streckenposten vorbei. Seltsam – es kamen mir kaum Autos oder Mopeds entgegen. Nach weiteren 20 km der nächste Polizei- und Militärposten. Beim Überholen der unorthodox parkenden LKWs und Autos blieb ich rechts hinten mit meinem Alukoffer an einem LKW hängen. Es tat einen Riesenschlag und ich touchierte noch ein SUV. Nur nicht anhalten, sonst bekomme ich noch Stress. Ich fuhr einfach durch den Kontrollposten durch. Vereinzelt kamen mir noch Fahrzeuge entgegen. Alle wedelten mit den Händen und zeigten in die Gegenrichtung. Ich soll umkehren. Leicht verunsichert fuhr ich trotzdem weiter. Bis zum nächsten Kontrollpunkt. Hier wurde ich vom Militär angehaltet. Zuerst dachte ich, Major Gomez, so hiess der Befehlshaber, erklärt mir auf spanisch, dass es ein paar Kilometer weiter einen Erdrutsch gegeben hat und die Strasse wäre gesperrt. Als ich antwortete, ich kann auch offroad fahren, holte er sein Handy heraus und übersetzte mit einer App, dass ca 1-3 km weiter Kampfhandlungen wäre, es wird geschossen, die Strasse sei blockiert, das Militär habe die Situation noch nicht unter Kontrolle. Erst vor einer Stunde hat es 4 Tote gegeben. Später erfuhr ich, dass die größte Drogenbande von Kolumbien 4 Angriffe auf einem Streckenabschnitt von 30km Länge auf Polizei und Militär vorgenommen hatte. Es wurden dabei auch grössere Waffen eingesetzt. U. a. wurden ein LKW und Bus in Brand geschossen. Die Vollsperrung gelte noch mind. 5 Stunden, dann wurden mind. 12 Stunden genannt, ein Polizist meinte, die Strasse würde erst am nächsten Morgen wieder sicher sein. Da stand ich mitten in der Pampa, nix zum Essen und Trinken. Direkt an der Front.
Plötzlich nach 2 Stunden kam Major Gomez wieder und erklärte, dass die Strasse wieder frei sei und wer will, kann langsam wieder weiterfahren. Das musste er mir kein zweites Mal sagen und ich fuhr als Erster los. Aber nicht lento sondern ich gab Stoff. Nach 3 km kam ich an einem noch brennenden Bus vorbei. Die mit Baumstämmen und Ästen gesperrte Strasse war vom Militär noch nicht ganz geräumt. Überall Glasscherben, Kettenspuren und Munitionsspuren. Irgendwie mulmig war es mir schon. Überall massiv Militär und Polizei. Nach 50 km war ich aus dem Gebirge draussen und tankte. An der Tankstelle waren sie erstaunt, dass ich die umkämpfte Strecke schon passieren konnte. Laut den Nachrichten wäre sie noch gesperrt.
Noch über 450 km nach Cartagena. Ich wollte unbedingt vor der Dunkelheit ( ab 18.30 Uhr wird es schlagartig finster) im Hotel eintreffen. Mit über 120 km/h fuhr ich weiter. Knapp 50 km vor Cartagena, es wurde schon dunkel, passierte es. Nein. Kein Unfall. Aber die Kupplung wurde wieder soft. Die Schaltung ging wieder teigig und verschlechterte sich zusehends. Zum unpassendsten Augenblick – als das abendliche Chaos im Hauptverkehr von Cartagena ausbrach – zickte meine Kupplung wieder. Irgendwie schaffte ich es zum Hotel. Nach 2 Tagen Strand zog ich innerhalb Cartagena zu dem Haus „meines Kapitäns“ um. Hier parkt meine BMW die nächsten 2 Monate bis ich dann im Juni meine Reise wieder fortsetze. Beim Transfer zum neuen Standort funktionierte die Kupplung einwandfrei. Die BMW war ja wieder kalt. Mal schauen ob meine Werkstatt in Deutschland oder meine Motorradkumpel vielleicht eine Lösungsansatz haben. In der Nähe von Cartagena gibt es noch eine BMW-Werkstatt und ich habe im Juni noch 2 Reservetage für eine mögliche Reparatur bevor es mit dem Schiff nach Panama geht.
Ihr seht, so richtig langweilig wird es mir nicht. Cartagena ist übrigens ist eine tolle Stadt mit vielen alten Kolonialgebäuden und einer prächtigen Festungsmauer. Hier ist es sehr heiss und schwül. Ich bin von Cartagena nach Bogota geflogen. Morgen geht es weiter nach Havanna in Kuba. Dort werde ich 2 Wochen lang mit dem Bus herumreisen und ausschließlich in Privatwohnungen übernachten. Einen Bericht und Fotos gibt es erst wieder, wenn ich am 21.4 in Deutschland zurück bin.
Hier einige Bilder von Cartagena